Viech

29. Januar 2020 21:00 Uhr

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Tour 2020

Viech hat ein herausragendes Album geschrieben. Und das Beste: Niemand wird sich daran erinnern.

Die österreichische Band Viech präsentiert ihren fünften Tonträger. Der Titel: „Niemand wird sich erinnern, dass wir hier waren“. Auf den ersten Blick klingt das nach einer ernüchternden Aussicht. Die Tatsache, dass Christoph Lederhilger (Schlagzeug), Martina Stranger (Bass) und Paul Plut (Gesang, Gitarre) heuer allesamt die 30er-Marke ihres Lebens überschreiten, setzt dieser Annahme vorerst nichts entgegen. Doch wo andere resignieren, schöpft Viech Selbstvertrauen: Dem Narzissmus, der uns im Galopp durch die Jugend jagte, begegnen sie mit Kamillentee und Keksen. „Niemand…” verzichtet auf die große Pose und setzt auf reflektierte Innenschau. Daraus entsteht ein facettenreicher Coming-Of-Age-Reigen mit großem Textgeschick.

Die Party ist vorbei

Viech hat noch nie etwas auf Trends gehalten. Und auch das neue Album geht seinen eigenen Weg. 15 Songs verneigen sich in ihrer rohen Direktheit vor Popgrößen der 90er (R.E.M., The Cure, PJ Harvey …). Dem Album vorangestellt wird ein „FAQ” mit den pressierenden Fragen eines Dreißigjährigen. Danach gibt der Titeltrack „Niemand wird sich erinnern, dass wir hier waren” den versöhnlichen Ton des Albums vor. „Das ging schnell” und „Schneekanonenteich” wiegen den innewohnenden Nihilismus wohldosiert mit Nostalgie auf. Die A-Seite endet mit der Ballade „Die Party ist vorbei” und dem zugehörigen Outro „Levi’s Thema”. Dazu Songwriter Plut: „Ich bin heuer Vater geworden. Vor der Geburt habe ich diese Miniatur aufgenommen. Das war meine musikalische Idee von einem unbekannten Menschen, dem ich bald begegnen würde.”

Die B-Seite serviert mit „1989”, „Sag ja (ich bin ruiniert)” und „Küss mich” drei Studio-Liveaufnahmen. „Manchmal ist alles an mir falsch” erinnert an Portishead und reißt mit dem Instrumental „Körösistraße” die Schattenseite des Albums auf. Die vage Traumerzählung „In der Nacht” schüttelt den Trübsinn ab und leitet über zur textstarken Schlussnummer „Da kommen wir zwei”. Den Bogen schließt eine alternative Version von „Niemand wird sich erinnern…”, das sich wie eine dicke Decke über die Ich-Fixiertheit einer ganzen Generation legt. 

Plut/Viech: „Mit 15 Jahren hab‘ ich mich mit Liebeskummer am Dachboden verbarrikadiert und meine ersten Songs am Kassettenrecorder aufgenommen. Diese Lieder waren skrupellos romantisch – und nie für fremde Ohren bestimmt. Wir haben uns gefragt, wie es klingen würde, mit dieser Einstellung heute ein Album zu schreiben, ohne Coolness und die kugelsichere Weste aus Sarkasmus und Ironie. Das hat mir viel Überwindung abgerungen. Wie’s aussieht, musste ich 30 Jahre alt werden, um endlich wieder Liebeslieder singen zu können, ohne mich dabei furchtbar peinlich zu finden.“